Stickstoffzelt Anleitung

Tipps & Tricks aus der Praxis Test

Eine ausführliche Anleitung finden Sie: hier.

 


Vorbereitung und Einrichten des Begasungszelts

Damit Sie gut arbeiten können, sollte das Begasungszelt rundum mindestens 80 cm kleiner sein als der Raum. Sehen Sie ggf. auch ausreichend Platz vor für den Stickstoffgenerator. Rechnen Sie mit ein, dass sich das Zelt beim Fluten mit Stickstoff aufbläht. Entfernen Sie daher evtl. Nägel aus den Wänden, kleben Sie scharfe Stellen mit Klebeband ab und stellen Sie sicher, dass das aufgeblähte Zelt nicht mit heißen Leuchtmitteln in Berührung kommt.

Säubern Sie den Boden von allen scharfkantigen Partikeln. Ist der Boden selbst rau, empfiehlt es sich, zunächst eine oder mehrere Bahnen dicke PE-Folie 0,2 mm auszulegen und am Boden mit Klebeband gegen Verrutschen zu sichern (Malerkrepp, Gewebeband Tesa Silber o.ä). Diese Unterlagefolie sollte mindestens 30 cm größer sein als das spätere Zelt, damit auch die Ränder der Bodenfolie gut geschützt sind.

Legen Sie dann die Zeltfolie aus (AnoxiFlex). Soll das Zelt breiter als 4 m werden, schweißen Sie zunächst zwei Folienbahnen aneinander. Die Bodenfolie sollte rundum ca. 20 cm größer sein als das spätere Zelt. Sichern Sie Bodenfolie mit einigen Stücken Klebeband gegen Verrutschen. Betreten Sie die Folie nicht mit Schuhen.

Rollen Sie Teppichboden aus auf der Größe des späteren Zelts und verkleben die einzelnen Bahnen mit Klebeband.
Überdecken Sie die Folienränder mit andersfarbigen Teppichstreifen. Diese Streifen dienen nur dem Schutz der Folie während Sie das Zelt bestücken. So können Sie den Teppich auch mit Hubwagen befahren.
Alternativ zu Teppichboden können Sie auch eine oder mehrere Lagen Malerfilz verwenden,  das in Baumärkten auf Rolle erhältlich ist.

Verschweißen von Folienbahnen mit Folienschweißzange Polystar 300D. Wir empfehlen zur Sicherheit zwei Nähte neben einander zu schweißen Bei zwei Lagen Folie genügt Einstellung 3 - 4. Bei mehreren Lagen Folie muss die Impulszeit ggf. erhöht werden. Die Naht sollte klar und ohne Gasblasen sein. Machen Sie Testschweißungen, um die beste Einstellung zu finden!
Ausrollen des Teppichbodens
Bedecken der Ränder mit andersfarbigem Teppichboden
Verkleben der Randstreifen mit Klebeband
Links beim Bestücken mit Begasungsgut. Hier wurde die Bodenfolie mit Malerfilz abgedeckt, die Randstreifen wurden bereits wieder entfernt: Zusätzlich wurde hier eine Innenkonstruktion geschaffen, damit die Zeltfolie nicht direkt auf dem Sammlungsgut aufliegt. Ähnliches lässt sich Metallstangen aus dem Campingbedarf realisieren. Der Vorteil einer Innenkonstruktion liegt darin, dass das Zelt ggf. für mehrere Begasungen verwendet werden kann, wobei immer nur eine Seite geöffnet und wieder verschweißt werden muss.
Bodenfolie nach dem Bestücken mit dem Begasungsgut. Hier wurde die Bodenfolie mit Malerfilz geschützt.
Abdecken des Begasungsguts zunächst mit 0,2 mm dicker LDPE-Folie. Der einzige Zweck der Folie besteht darin, alle scharfen Kanten des Begasungsguts abzudecken, sodass sich die Zeltfolie danach gefahrlos darüberziehen lässt.
Bei größeren Projekten empfielht es sich, die PE-Folienbahn von beiden Enden aufzurollen oder zu falten sodass sie vom höchsten Punkt aus nach beiden Seiten über das Begasungsgut abrollen lässt.
Das Begasungsgut mit PE-Folie abgedeckt.
In einem zweiten Schritt wird die Zeltfolie darüber gezogen. Bei diesem größeren Projekt waren es zwei Folienbahnen von 4 m, die vorab zu einer Breite von 8 m zusammengeschweißt waren (siehe erstes Bild). Auch hier empfiehlt es sich, die Folienbahnen von beiden kurzen Seiten her bis zur Mitte aufzurollen bzw. aufzufalten, sodass sie von der Mitte aus über das Begasungsgut gerollt werden können.
Vor dem Verschweißen des Zelts werden die Schlauchanschlüsse angebracht sowie ggf. der Foliendurchlass mit dem Feuchtigkeitssensor. Die Anschlüsse für Zuluft und Abluft sollten einander diametral gegenüberliegen. Sie werden in der Bodenfolie ca. 10 cm vom Folienrand eingepasst, sodass die Schläuche nachher auf dem Boden liegen können, ohne Spannung auf die Zeltfolie auszuüben.
Zunächst wird ausgehend von einem Dichtungsring die Größe des Lochs für den Schlauchanschluss angezeichnet.
Ausschneiden des Lochs aus der doppelt gefalteten Folie.
Wir verwenden gerne Kinderscheren mit abgerundeter Spitze, auch für alles Weitere. Sie lassen sich gut in Hosentaschen stecken und verletzen die Folie nicht so leicht ungewollt.

Bei kleineren Löchern lassen sich auch Henkellocheisen verwenden.
Schlauchanschluss durchgesteckt, fertig zum Festschrauben. Die Dichtung kommt auf die innere Seite des Zelts. Der Schlauch selbst kann später angebracht werden

Vergessen Sie auch nicht, das Sauerstoff- und Feuchtemessgerät bzw. -datenlogger einzubringen oder den Sauerstoffsensor/Feuchtesensor anzubringen, bevor Sie das Zelt zuschweißen.

Manche Anwender geben auch entsprechende Probeinsekten mit ins Zelt, mit denen sich später der Erfolg der Behandlung nachweisen lässt.
Beim Verschweißen fängt man mit den geraden Seiten an, die in Bodennähe verschweißt werden. Der Folienwust, der sich an den senkrechten Kanten bildet, wird zunächst ignoriert.

Obwohl nicht unbedingt notwendig, hat es sich bewährt, immer zwei Schweißungen neben einander zu setzen, sodass eine Doppelnaht entsteht!
Zum Verschweißen der Kanten beginnen Sie oben und arbeiten sich Stück für Stück nach unten durch. Immer wird zunächst ein Stück geschweißt und dann was zu viel ist mit der Schere abgeschnitten.
Mit dieser Vorgehensweise ist sichergestellt, dass Sie nicht zu viel Folie abschneiden.
Zuallerletzt werden die Kanten mit der Bodenfolie verschweißt. Hierbei müssen oft viele Lagen Folie verschweißt werden. Manchmal müssen Sie den Schweißimpuls doppelt auslösen, damit auch die innersten Lagen verschweißt werden.
Füllen Sie die Befeuchtungseinrichtung bis zur Marke "Max. Befüllung" und schließen Sie sie an Zelt und an den Stickstoffgenerator an.

Wir empfehlen, zwischen Befeuchtungseinrichtung und Zelt kein Ventil anzubringen, um sicher zu stellen, dass die Befeuchtungseinrichtung nicht aufgrund eines versehentlich geschlossenen Ventils platzt.

Am Abluftschlauch des Zelts sollte ein Ventil vorhanden sein, das aber nur geschlossen werden sollte, wenn kein Stickstoff eingeblasen wird. Damit es nicht irrtümlich geschlossen wird, legen wir das Ventil meist nur daneben.

Der Abluftschlauch sollte mindestens den gleichen Durchmesser haben wie der Zuluftschlauch. Wir lassen ihn 1 - 2 m lang, damit nicht durch kurzfristige Druckschwankungen im Raum (Öffnen der Türen etc) Sauerstoff ins Zelt gelangen kann. 
Zum Einstellen der gewünschten relativen Luftfeuchtigkeit im Gasstrom schließen Sie die Befeuchtungseinrichtung an den Stickstoffgenerator an. Stellen Sie gemäß Bedienungsanleitung zunächst die gewünschte Reinheit des Stickstoffs ein und kontrollieren Sie diese ggf. mit einem Sauerstoff-Handmessgerät wie GHM 3692-GOG am Auslass des Stickstoffgenerators. Zunächst reicht eine Stickstoff-Reinheit von 99% vollkommen aus - dann kann der Stickstoffgenerator große Mengen produzieren. Erst wenn der Sauerstoffgehalt im Zelt <2 % ist, sollten Sie allmählich die Reinheit des eingeblasenen Stickstoffs erhöhen. Bei jedem Wechsel der Reinheit müssen Sie die Begasungseinrichtung wieder neu einstellen.

Das Wasser in der Befeuchtungseinrichtung muss sich auf die Raumtemperatur angepasst haben.
Stecken Sie ein verlässliches Hygrometer in den senkrechten Schlauchstutzen an der Befeuchtungseinrichtung und öffnen Sie das darunter liegende Ventil. Drehen Sie am Einstellrad, bis Ihr Hygrometer konstant die gewünschte Luftfeuchtigkeit anzeigt.
Schließen Sie danach das Ventil unter dem senkrechten Schlauchstutzen.

Die Befeuchtungseinrichtung arbeitet normalerweise recht genau, solange der Wasserstand zwischen Minimum und Maximum liegt. Bei größeren Temperaturänderungen im Raum muss nachjustiert werden.
Bei Stickstoffgeneratoren mit Vorratsbehältern fluktuiert der Druck u.U. zwischen zwei Extremwerten. Die Befeuchtungseinrichtung muss in diesem Fall auf den mittleren Druck eingestellt werden.

Solange Stickstoff eingeblasen wird, herrscht im Zelt ein ausreichender Überdruck, dass kein Sauerstoff durch den geöffneten Abluftschlauch ins Zelt gelangen kann. Die Sauerstoffkonzentration im Zelt lässt sich ggf. auch im Abluftschlauch messen, z.B. mit dem Sauerstoffmessgeraet GMH 3692.


Kombinieren von Stickstoffquellen mit Sauerstoffabsorbern

Bei größeren Stickstoffbehandlungen kann es sehr interessant sein, eine Stickstoffquelle (Flaschenstickstoff oder Stickstofferzeuger) mit Sauerstoffabsorbernn (z.B. ZerO2)zu kombinieren. Der Gedanke besteht darin, mit der Stickstoffquelle den Sauerstoffgehalt von 20% auf 1,0 oder 0,5 % zu erniedrigen. Bereits nach fünfmaligem Spülen des Zelts liegt der Sauerstoffgehalt bei ca. 0,7 - 1,0% (je nach Reinheit des Stickstoffs).

Um den Sauerstoffgehalt weiter abzusenken, sind nochmals eine ganze Reihe Spülungen mit zunehmend reinem Stickstoff erforderlich, wobei alle Stickstofferzeuger bei zunehmender Reinheit immer weniger Stickstoff liefern. Hier bieten sich Sauerstoffabsorber als kostengünstige Lösung an, den restlichen Sauerstoff aus dem Folienzelt zu entfernen.

Es ergeben sich wesenliche Vorteile:

  • Es wird viel weniger Flaschenstickstoff benötigt bzw. viel kürzere Laufzeit des Stickstofferzeugers (Betriebskosten, Energiekosten). Die Sauerstoffabsorber sind vergleichsweise konkurrenzlos preisgünstig
  • Der Stickstofferzeuger kann bereits bei <1% oder <0,5% Restsauerstoff abgekoppelt und an anderer Stelle eingesetzt werden. Er wird während der weiteren Behandlungsdauer nicht mehr benötigt, da bei ausreichender Dosierung die Sauerstoffabsorber auch den Sauerstoff aufnehmen, der während der Behandlungsdauer durch die Sperrschichtfolie nachdiffundiert.
  • Durch die Kombination mit Sauerstoffabsorbern sind die Reinheitsanforderungen an den Stickstofferzeuger nicht so hoch, d.h. es lässt sich auch ein preisgünstigeres oder älteres Gerät verwenden, das beispielsweise nur noch Stickstoff mit maximal 99,5% Reinheit liefert.
  • Da die Sauerstoffabsorber erst bei einem Restsauerstoffgehalt von <1% hinzugefügt werden, erwärmen sie sich nicht mehr nennenswert. Der von den Sauerstoffabsorbern freigesetzte Wasserdampf lässt sich sofern erforderlich mit Silikagelbeuteln kompensieren.

Um die Sauerstoffabsorber erst zuzugeben, wenn im Zelt <1% Sauerstoff erreicht ist, werden sie vor dem Verschließen des Zelts in einer mit einer Klemmleiste abgeklemmten Ecke untergebracht. Sobald die entsprechende Sauerstoffkonzentration erreicht ist, wird die Klemme entfernt und die Sauerstoffabsorber rutschen ins Zelt. Wenn Sie das Zelt selbst zurechtschweißen, können Sie das Zelt dafür auch mit einer sackartigen Ausstülpung in Bodennähe versehen, die sich leicht abklemmen lässt.

Zum Abklemmen lassen sich unsere Clipleisten 100 cm verwenden. Die Folie wird mit dem Schlauch in ein Aluminium-U-Profil (mit abgerundeten Ecken) gedrückt. Die Folie bleibt hierbei unversehrt. Die Dichtigkeit der Klemmkonstruktion ist für ein kurzzeitiges Abklemmen auf jeden Fall ausreichend.

Die abgeklemmte Ecke bzw. Ausstülpung lässt sich auch als Schleuse verwenden, um nachträglich Dinge wie Sauerstoffabsorber, Oxy-eye , Messgeräte oder Kleinteile ins Zelt zu schmuggeln. Die Ecke wird abgeklemmt, aufgeschnitten, befüllt und wieder dicht verschweißt. Danach wird die Klemmleiste geöffnet und der Inhalt rutscht ins Folienzelt. Sofern erforderlich lässt sich dieser Vorgang mehrmals wiederholen.


Wo werden die Anschlüsse angelegt?

Die meisten Anschlüsse sind relativ schwer. Damit diese nicht an der Folie ziehen, sind diese bevorzugt so anzubringen, dass sie am Boden aufliegen können. Kabel und Schläuche sind am Boden festzukleben, damit niemand darüber stolpert und an den Schläuchen zieht.


Prüfung auf Dichtigkeit

Der einfachste Test besteht darin, das Zelt unter einen gewissen Überdruck oder mit dem Staubsauger auf einen gewissen Unterdruck zu setzen und bei geschlossenen Anschlüssen abzuwarten, ob sich der Druck über mehrere Tage hält. Dieser Test ist allerdings zeitraubend und aufgrund möglicher Temperatur- und Druckschwankungen nur sehr grob. Zum Aufspüren möglicher Lecks eignen sich Rauchgasvernebler.


Absaugen mit dem Staubsauger

Der Staubsauger eröffnet weitere Möglichkeiten, Stickstoff und Zeit zu sparen: Bei Zelten ohne Innengerüst lässt sich das Luftvolumen vor Beginn der Behandlung so z.T. sehr stark vermindern. Sofern die Kunstwerke dadurch nicht gefährdet werden und auch die Folie nicht von spitzen Ecken bedroht ist, lässt sich mit dem Staubsauger sogar ein gewisser Unterdruck herstellen. Aber auch während der Behandlung, wenn das Zelt sich stark aufgebläht hat, kann der Staubsauger das Volumen reduzieren, indem er an den geöffneten Abluftschlauch angeschlossen wird.


Überprüfen des Sauerstoffmessgeräts

Die gängigen preisgünstigen Sauerstoffmessgeräte arbeiten mit elektrolytischen Zellen, die einer erheblichen Drift unterliegen, auch schon innerhalb weniger Wochen oder Monate. Sie müssen daher in regelmäßigen Abständen überprüft bzw. kalibriert werden. Dies kann zum einen durch Anschluss an den Gasstrom einer Stickstoffflasche bekannter Reinheit geschehen.
Es lässt sich jedoch auch ein geeigneter Kalibrierbeutel selbst herstellen:

Test mit Sauerstoffmessgeraet GMH 3692. Das Display zeigt 0,1% Restsauerstoff.

In einem Beutel aus ESCAL-Folie oder einseitig Alu-Verbundfolie / einseitig ESCAL werden 1 oder mehrere Beutel ATCO FTM 2000 S eingeschweißt, zusammen mit 1 oder mehreren Sauerstoffindikatoren Ageless-eye. Nach 24 h entsteht im Beutel eine Sauerstoffkonzentration von <0,1%, angezeigt durch die rosa Farbe des Ageless-eye.
Diese Sauerstoffkonzentration von quasi Null im Beutel (<<0,1%) lässt sich sehr gut einsetzen, um das Restsauerstoffmessgerät zu überprüfen.
Die Stelle, an der mit der Nadel eingestochen wurde, lässt sich nachher mit einer Folienschweißzange abschweißen. Auf diese Weise bleibt der Beutel dicht und kann viele Male verwendet werden. Der Kalibrierbeutel lässt sich auch verwenden, um Ageless-eye und Restmengen ATCO aufzubewahren. Wird ein einzelnes Ageless-eye benötigt, wird es an eine Ecke geschüttelt, die Ecke abgeschweißt und dann das eye herausgeschnitten (siehe auch Didaktik)
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